Identitäre Akteure und Netzwerke in der AfD NRW

Während im ersten Teil der Recherche zu AfD-Parteistrukturen und ihrem außerparlamentarischen Vorfeld vor allem die strukturellen und ideologischen Verbindungen im Vordergrund standen, wird es in diesem zweiten Teil um die Netzwerke und konkreten personellen Überschneidungen dieser beiden arbeitsteiligen Lager gehen.
Während die Strukturen von AfD und JA sowie deren Mitgliederschaft klar und überschaubar sind, ist das politische Vorfeld der Partei sehr vielfältig, hat sich über die Jahre stark ausdifferenziert und agiert häufig anonym. Martin Sellner, der Kopf der Identitären Bewegung im deutschsprachigen Raum, unterteilt das eigene rechte Lager dabei in „Bewegung, Gegenöffentlichkeit, Parteien“. Eine nachvollziehbare Gliederung, wobei wir im Folgenden „Bewegung“ und „Gegenöffentlichkeit“ als neurechtes, vorpolitisches und außerparlamentarisches Konglomerat aufgrund fehlender Trennschärfe und Überschneidungen zusammenfassen. Das Ziel der Neuen Rechten, einen gesellschaftlichen Umbruch vorzubereiten skizzierten wir bereits im ersten Teil der Recherche. Der zweite Teil wird sich mit der bereits existierenden sowie der weiterhin angestrebten Zusammenarbeit zwischen der Partei und ihrem Vorfeld beschäftigen.
Aufschlussreiche Auskunft diesbezüglich gab Martin Sellner in einem Artikel in der neurechten Zeitschrift Sezession. In diesem machte er deutlich, was er von der Partei, in diesem Fall der FPÖ, erwartet: „[N]eurechte Think-Tanks, Jugendzentren, Studentenkreise, Aktionsbüros und ähnliches aufbauen und finanzieren“. Anfang Juli 2020 reiste Sellner nach Berlin um in einem Video vor dem Reichstag zu erklären, gemeinsam mit der AfD eine „Blaue Hilfe“ als Rechtsbeistand und eine schlagkräftige „Blaue Security“ aufbauen zu wollen, die der Partei „Schild und Schwert“ sein sollen. Mit wem er sich zu diesem Zweck in Berlin traf ist nicht bekannt. Jedoch blies AfD-Jungpolitiker und Berater Tomasz Frölich Anfang 2021 in dasselbe Horn, während Björn Höcke sich in seinem Interview mit dem neurechten Multifunktionär Philip Stein ganz offen zum politischen Vorfeld der AfD bekannte und diese zur „Mosaikrechten“ zählte. Festzuhalten ist: Die Einflussnahme der extrem rechten Einflüsterer aus dem neurechten Parteiumfeld auf die AfD ist nicht zu unterschätzen und wird immer offensichtlicher.

Überblick über das politische Vorfeld der AfD

Banner der Identitären Bewegung bei „Corona-Demos“ in Wien

Um die nachfolgend dargestellten Kontakte, Netzwerke und personellen Überschneidungen besser einordnen zu können, wird im Folgenden zunächst das neurechte politische Vorfeld der AfD skizziert. Der von Martin Sellner als „Bewegung“ bezeichnete Bereich umfasst Straßenmobilisierungen wie Pegida in Dresden, Zukunft Heimat in Cottbus oder die Identitäre Bewegung. Diese Strukturen treten besonders stark in tatsächlichen oder vermeintlichen Krisensituationen hervor, wie ab 2014 im Rahmen der als „Flüchtlingskrise“ geframten Situation geschehen. Aktuell versuchen diese Kräfte intensiv die Corona-Proteste in Deutschland und Österreich zu unterwandern und dieser diffusen Masse ihre politische Agenda sowie ihre Kampfbegriffe aufzudrücken, um der entstehenden Bewegung ihre politische Richtung vorzugeben. Während es über die Vereinnahmung der Corona-Proteste kontroverse Debatten zwischen neurechten

Neueste IB-Kampagne

Theoretiker*innen gibt, mischt sich die Identitäre Bewegung als aktionistischer Arm bereits mit Bannern unter die Masse, verbreitet darüber rassistische und völkische Inhalte und bietet mit den Verschwörungstheorien vom „Großen Austausch“ sowie vom „Great Reset“ anschlussfähige Angebote an die „Querdenker“-Bewegung. Die IB initiierte im März 2021 eine neue Kampagne mit dem Namen „Gedankenverbrecher“ um darüber Anschluss an die verschwörungstheoretischen Demonstrationen zu erlangen.

 

 

Identitäre Bewegung als medienstrategisches Vorbild der AfD-Jugend

Auswahl rechter Projekte, die aus der IB hervorgingen

Abseits dieser oftmals öffentlichkeitswirksamen Mobilisierungen und Inszenierungen hat sich eine breite extrem rechte Medienlandschaft gebildet, die sich selbst gerne als „Gegenöffentlichkeit“ bezeichnet und die sich zunehmend professionalisiert. Die sich seit ihrem Niedergang in einer Transformation befindliche, medienaffine Identitäre Bewegung spielt dabei eine zentrale Rolle. Aus dieser zentralistischen und streng hierarchischen Struktur gehen seit 2019 zahlreiche thematische und lokale Untergruppen, Ich-AGs, Medienprojekte und Parteikarrieren hervor. Ein nicht unerheblicher Teil der IB-Kader sucht seitdem sein Heil in Medienprojekten, als Autor*innen oder Influencer*innen, als AfD-Mitarbeiter*innen oder Politikberater*innen, Künstler*innen oder Musiker*innen. Angestrebt wird dabei zum einen ein subkultureller Mikrokosmos: Literatur, Magazine und Zeitschriften, Szene-Bands und Künstler/-innen, YouTube-Formate, regionale Chatgruppen, Kunst, eigene Biersorten, ein eigener Style mit Szenesprache und subkulturellen Codes sowie auch eigene Räume sollen jungen Menschen einen modernen extrem rechten Lifestyle ermöglichen und sie dauerhaft an die Identitären binden. Zum Anderen zielt das Wirken dieses neurechten Mikrokosmos dabei auf eine direkte Einflussnahme auf die AfD ab und soll metapolitisch wirkmächtig sein. Neben den bereits im ersten Teil aufgeführten Zeitungen und Magazinen Junge Freiheit, Compact, Sezession, Freilich Magazin und Blaue Narzisse entstanden in den letzten Jahren aus dem neurechten, identitären Umfeld der Jungeuropa-Verlag, das konflikt-Magazin, das neurechte Öko-Magazin Die Kehre, das extrem rechte Wirtschaftsmagazin Recherche Dresden, der Theorie-Blog Gegenstrom und der damit eng verbundene Metapol-Verlag sowie die Magazine Krautzone, Anbruch und Arcadi. Letzteres gab Anfang 2021 allerdings sein Abwicklung bekannt.
Das im Sommer 2020 gegründete konflikt-Magazin agiert anonym und versucht das neurechte Vorfeld und die Partei zusammenzuführen. Das Videoformat Steinzeugen von Jan Wenzel Schmidt, AfD-Abgeordneter des Landtages von Sachsen-Anhalt und Vorsitzender der Jungen Alternative Sachsen-Anhalt oder das Podcastformat Mit offenem Visier der Jungen Alternative Brandenburg dienen als Scharnier zwischen Partei, Neuer Rechter und Identitärer Bewegung. So lädt Wenzel den langjährigen IB-Kader Alexander „Malenki“ Kleine in sein Format ein, während der AfD-Landesvorstand von Brandenburg Marvin Timotheus Neumann den neurechten Wahl-Schnellrodaer Benedikt Kaiser interviewt. Das Format Hessen Gebabbel der Jungen Alternativen Hessen wird vom Tarnaccount der Identitären Bewegung Hessen auf Instagram empfohlen. Der Identitäre Paul Klemm aus Halle hat sich ebenfalls auf Medienarbeit spezialisiert und verbindet darüber AfD, Identitäre Bewegung, Compact Magazin und Pegida. In der skurrilen „Antifa“-Spezial-Ausgabe 29 des Compact-Magazins steuerten mit Martin Sellner, Mario Müller, Andreas Karsten und Paul Klemm gleich vier Identitäre Artikel bei. Die gesamte „Mosaikrechte“ wird von dem Medienteam von EinProzent unter der Leitung des Identitären Simon Kaupert begleitet und inszeniert. 2020 investierte EinProzent deshalb massiv in professionelle Ausrüstung, die bereits kurz darauf vielfältig zum Einsatz kam. So werden verschiedene Medienformate der neuen und extremen Rechten von EinProzent unterstützt. Beispiele dafür sind der immer noch auf YouTube befindliche Kanal Schnellroda, die mittlerweile als Influencerin agierende Identitäre Freya Honold mit ihrem YouTube-Kanal Freya Rosi, der vom Identitären Jonas Schick geleitete EinProzent Podcast Lagesbesprechung, die Videoformate LautGedacht, Wir klären das und Kulturlabor mit dem Identitären Alexander Kleine. LautGedacht und Wir klären das wurden im März 2021 von Youtube schließlich wegen Hatespeech gelöscht. Daneben hat Ein Prozent diverse Imagefilmchen für die rechte Betriebsratsliste Zentrum Automobil produziert und die extrem rechten „Gewerkschafter“ in ihrer Öffentlichkeitsarbeit unterstützt. Auch rechte Straßenmobilisierungen wie Pegida, Querdenken oder die Identitäre Annie Hunecke werden von EinProzent propagandistisch unterstützt und medial in Szene gesetzt.

Sellners digitale Rückzugsorte

Durch Deplatforming und den allgemeinen Niedergang der IB ist ihr ehemaliges Label, das Lambda zwar immer seltener zu sehen, nichtsdestotrotz unterhält die IB weiterhin auf Instagram, Facebook oder YouTube Accounts, die mal von einzelnen IB-Aktivis*innen, mal unter Pseudonymen betrieben werden. Neben diesen getarnten Aktivitäten in den klassischen sozialen Medien, weicht die extreme Rechte derzeit unter großen Reichweiten-Einbußen auf Plattformen wie Telegram, VKontakte, DLive, Odysee, Parler, BitChute, Gab, Trovo und Frei3 aus. Zudem haben sich mittlerweile zahlreiche neue Strukturen, Projekte und Ich-AGs aus der zerfallenden IB entwickelt, die auf den ersten Blick oft unverfänglich daherkommen. So verbreiten sie ihre extrem rechten Inhalte auch ohne IB-Label und leisten damit einer extrem rechten „Gegenkultur“ vorschub. Dieses Versteckspiel über ständige Neuetikettierungen vereinfacht wiederum für Mitglieder und Politiker der AfD den Kontakt zu den identitären Folgestrukturen und ermöglicht scheinbar unverfängliche gegenseitige Kooperationen.
Zu den zahlreichen digitalen Medienformaten, die ebenfalls Ergebnis des Transformationsprozesses der IB seit 2018 sind, gehören: Theorie-Blog der IB Originem, die Tannwald Medienagentur des Leipziger IB-Kaders Alexander Kleine, das rechte Medienkollektiv Kvltgang, das mittlerweile von Arcadi losgelöste Musiklabel Neuer Deutscher Standard, die Medienagentur der Identitären Bewegung Okzident Media und die daraus hervorgegangen Politikberatungsagentur Feldzug, sowie eine Bandbreite aus Meme-,Theorie- und Ästhetik-Blogs wie Rechterhetorik, Die Schwarze Fahne, Szenario Art&War oder Konservative Revolution. Die Orts- und Regionalgruppen der Identitären Bewegung treten nach einer für sie frustrierenden „Sommertour“ – bei der sie sich 2020 auf verwaisten Marktplätzen die Beine in den Bauch standen oder vom Gegenprotest abgeschirmt wurden- kaum noch öffentlich als solche in Erscheinung. Im Ruhrgebiet beispielsweise hatten sich die Ortsgruppen der IB 2018 und 2019 zunächst in Defend Ruhrpott umbenannt und versuchten ihre alte Politik unter einem neuen Label weiterzuführen. Nach dem Scheitern dieses Ansatzes bemühen sie sich nun „undercover“ als Bürgeraufbruch aufzutreten und begeben sich dabei inhaltlich ganz auf die Linie der Corona-Proteste. Angepasster und anschlussfähiger möchte auch die Identitäre Bewegung in Österreich erscheinen. Dementsprechend agiert sie nach ihrem mittlerweile eingestellten Terror-Verfahren auch über ihre Nachfolgeorganisation Die Österreicher, welche zwar nicht mehr den elitären Anspruch der IB verfolgt aber weiterhin als Sammlungsbewegung fungiert. Teil dieser Struktur ist nach wie vor der harte Kern von jungen, aktionistischen und ideologisierten IB-Kadern, die als „Patrioten in Bewegung“ in den sozialen Medien und mit einem eigenen Blog mit Aktionsvideos in Erscheinung treten. Zu diesen Personen gehört auch der Salzburger Roman Möseneder, der bereits in Schnellroda referiert hat, noch am 6. Juni 2020 führend an einer IB-Aktion gegen eine BLM-Demonstration beteiligt war und nun im Landesvorstand der Freiheitlichen Jugend Salzburgs sitzt, also eine Karriere in der FPÖ anstrebt. Das durchsichtige Mimikry der IB setzt sich auf Instagram fort, wo zahlreiche Orts- und Regionalgruppen unter Pseudonymen trotz Deplatforming weiterhin aktiv sind: grenzsteinig.gr (IB Görlitz), wackre _schwaben (IB Schwaben), aktiv.konstanz (IB Konstanz), heimatliebehamburg (IB Hamburg), heimwaerts_mv (IB Mecklenburg-Vorpommern), _heimwaertshessen (IB Hessen), patriotisches_bollwerk20.20 (IB Chemnitz), rebellische_herzen (Teile der IB Halle), festung.ulm (IB Ulm), gegenkulturberlin (Berlin), urban_rebellion (IB-Fotografie).

Die Identitäre Bewegung als medienstrategisches Vorbild der AfD-Jugend

Die Neue Rechte hat früh erkannt, welchen großen Einfluss Medien und vor allem die sozialen Medien im 21. Jahrhundert auf Gesellschaft und Politik haben. Früh wurde in diesen Bereich investiert und großer Wert auf die mediale Außendarstellung gelegt. Die sozialen Medien gehören seit Entstehung der IB zu ihrem zentralen Agitationsfeld. So stellte nicht die Aktion selbst, sondern erst deren mediale Repräsentation die angestrebte Intervention in den politischen Diskurs dar. Der „Erfolg“ und die gesellschaftliche Aufmerksamkeit für die Identitäre Bewegung ist ohne ihre professionelle Medienstrategie nicht denkbar. Die zentrale Figur der Neuen Rechten, Götz Kubitschek macht jedoch zugleich deutlich, dass es ihnen dabei mitnichten um reine Aufmerksamkeit oder gar die Teilhabe am Diskurs geht: „…von der Ernsthaftigkeit unseres Tuns wird Euch kein Wort überzeugen, sondern bloß ein Schlag ins Gesicht.“ Das neue Online-Format der JA NRW Basislager wird von ihm metaphorisch passend als „der Ausgangspunkt des Gipfelsturms“ bezeichnet. In seinem intensiv von der IB rezipierten Buch Provokation äußerte er 2007: „Wünschen wir uns die Krise! Sie bedrängt, sie bedroht unser krankes Vaterland zwar, aber gerade dies weckt vielleicht den Mut, ins Unvorhersehbare abzuspringen und das zu wagen, was den Namen „Politik“ verdiente […]“. Mit ihren Kampfbegriffen und Erzählungen, wie dem „Untergang des Abendlandes“ oder dem angeblich unmittelbar bevorstehenden „Bevölkerungsaustausch“ erzeugt die Neue Rechte ganz bewusst einen unmittelbaren Handlungszwang. Damit werden Opferrollen und ein Widerstandsrecht bzw. ein Recht zur Selbstverteidigung bei rechten Täter*innen legitimiert und Rechtsterroristen zu ihren Taten motiviert. Nach der „Flüchtlingskrise“ versucht die Neue Rechte für die Zeit nach der Corona-Krise der AfD mit dem Konzept des „solidarischen Patriotismus“ eine Programmatik an die Hand zu geben, die sich als alter Wein in neuen Schläuchen entpuppt.

Die Medienarbeit der AfD und ihrer Jugendorganisation „Junge Alternative“ war lange Zeit ziemlich konfus und uneinheitlich. Die mittlerweile bestehenden und im Folgenden dargestellten Netzwerke machen deutlich, dass die Neue Rechte bei der in diesem Bereich erfolgten Modernisierung und Professionalisierung einen ganz entscheidenden Anteil hatte und noch immer hat. So erhielt die AfD-Jugend medienstrategische Aufbauhilfe von ihren identitären Kameraden. Im Gegenzug sickern diese immer unverblümter über die JA in die AfD ein. Die Anzahl Identitärer in den Reihen der AfD und der JA ist lang und wird immer länger, Unvereinbarkeitsbeschluss und Beobachtung durch den Verfassungsschutz zum Trotz. Abgesehen davon sind mittlerweile zahlreiche Beispiele öffentlich geworden, bei denen bekannte IB-Kader auch von Politikern und Landesverbänden der AfD trotz anderslautender Beteuerungen direkt angestellt wurden. Es bleibt festzustellen, dass die Identitäre Bewegung über die JA sowie über Mitarbeiter*innenstellen bei Bundestags- und Landtagsabgeordneten ideologisch wie personell in die AfD einsickert. Mittlerweile hat diesbezüglich bereits ein medialer und gesellschaftlicher Gewöhnungseffekt eingesetzt. Schließlich bleibt der Skandal aus, wenn der offiziell aufgelöste, aber faktisch weiter existierende extrem rechte Flügel in der Partei bereits knapp die Hälfte der Mitglieder hinter sich weiß.
Unsere Beobachtungen diesbezüglich wurden durch die beeindruckende Correctiv-Recherche „Kein Filter für Rechts“ im Oktober 2020 datentechnisch unterfüttert. Fazit: „Viele Frauen in der Jungen Alternative sind direkt mit Schlüsselfiguren der IB vernetzt.“ Diese von Correctiv getroffene Aussage bezüglich des Onlinedienstes Instagram würden wir auch auf Organisationen, Parteistrukturen und AfD-Politiker*innen ausweiten. Wenn Björn Höcke von EinProzent eine Tasse des durch Identitäre entworfenen Computerspiels Heimat Defender geschickt bekommt, um mit dieser kurz darauf ein Foto bei Instagram einzustellen, ist dies genauso ein Bekenntnis zum politischen Vorfeld, wie wenn die weibliche AfD-Nachwuchshoffnung Marie-Thérèse Kaiser ein Video des IB-Chefs Martin Sellner teilt oder Protagonistin des neuen Videoformat Wir klären das von EinProzent wird. Dass die Medienagentur Tannwald des langjährigen IB-Kaders Alexander „Malenki“ Kleine einen Imagefilm für die JA Rheinland-Pfalz in den dortigen Weinbergen dreht und dort auch die Identitäre Reinhild Boßdorf anwesend ist, steht beispielhaft für diese Verzahnung und Kooperation zwischen AfD und Neuer Rechter.

Das Netzwerk: Von Schnittstellen, Schlüsselfiguren und personellen Überschneidungen

Im ersten Teil der Recherche wurde bereits ausgeführt, dass es der antidemokratischen Neuen Rechten, zu der auch die IB zählt, um einen gesellschaftlichen Umsturz geht. Wo Vernetzungs-, Berührung- und Bezugspunkte des Netzwerks aus AfD, Neuer Rechter und Identitärer Bewegung im Einzelnen konkret bestehen, welche Personen und Strukturen dabei relevant sind und wie Identitäre und Neue Rechte direkten Einfluss auf die AfD nehmen, wird im Folgenden dargestellt. Exemplarisch wird dies an dem größten Landesverband der AfD im Westen, der AfD NRW sowie ihrem Jugendverband gezeigt.

Die JA NRW als Brückenkopf für die Identitäre Bewegung in die AfD

Helferich beim Siegburger Wachbataillon

Die JA NRW ist ein gutes Beispiel dafür, dass die extreme Rechte nicht nur in den neuen Bundesländern innerhalb der AfD zunehmend an Einfluss gewinnt. Mit Blick auf den AfD-Nachwuchs in NRW wird deutlich, dass zahlreiche Kader der IB NRW mittlerweile nahtlos in der AfD NRW ihre extrem rechte Karriere fortsetzen. Den Einfluss den diese Personen einbringen und der von weiteren metapolitisch agierenden Strukturen der Neuen Rechten von außen auf die AfD wirkt, führt innerhalb der AfD-Lager zu einer Machtverschiebung, die sich zuletzt in der Wut-Mail von AfD-NRW Landeschef Rüdiger Lucassen an den Bochumer AfD-Mann Markus Scheer offenbarte. Darin warf Lucassen seinem ehemals verbündeten Parteikameraden Scheer vor, aus der AfD ein „Geschäftsmodell“ zu machen und brach damit mit der Riege um die Bochumer AfD, die mittlerweile zum Hauptfeind der NRW-Flügler avanciert ist. Zu den Personenkreisen, die als AfD-Mitglieder gerade an der Schnittstelle zwischen Partei und neurechtem Vorfeld arbeiten gehören insbesondere die Akteure um das Arcadi-Magazin wie Yannick Noé, Zacharias Schalley und Maximilian Schmitz, die Dortmunder-Gruppe um AfD-Stadtrat Matthias Helferich und seinen identitären Adlatus Nils Hartwig, die medienaffine Gruppe um den Kölner NRW-MdL Roger Beckamp mit den Identitären Christian Schäler, Tim Beuter und Reinhild Boßdorf sowie der Personenkreis aus Ostwestfalen um Maximilian Kneller, Elia Sievers, Florian Sander, Marvin Weber sowie die dort bereits sehr früh in die AfD eingetretenen Identitären David Mühlenbein, Martin Küsterarend und Florian Schürfeld. Demnach lassen sich grob drei zwar miteinander verknüpfte, aber dennoch regional zu verortende Netzwerke erkennen: Rheinland, Ruhrgebiet und Ostwestfalen. Diese Regionen sind identisch mit den Regionen, in denen die Identitäre Bewegung um 2017 herum ihre stärksten Regionalgruppen hatte und wo die spektakulärsten Aktionen in NRW durchgeführt wurden.

Ein Blick auf den amtierenden Landesvorsitzenden der JA-NRW, Carlo Clemens aus Bergisch Gladbach, zeigt bereits, wie zentrale Personen mit Vorbildcharakter für den Parteinachwuchs die Neue Rechte rezipieren. Der Bamberger präsentiert sich als ausgesprochen medienaffin und ist Teil der „NRW-Mediengruppe“. Sehr offensiv verbreitet, teilt und empfiehlt er neurechte Medienformate und Literatur und gibt damit eine Richtung für den AfD-Parteinachwuchs in NRW vor. Er bewirbt die von EinProzent finanzierten Hydra Comics über den faschistoiden, selbstmörderischen Yukio Mishima, der von der IB auf Plakaten und Shirts glorifiziert wird. Mehrfach bestellt er dankend beim Antaios Verlag und liest die Zeitschriften Sezession sowie Die Kehre. Im Podcast-Gespräch mit dem rechten Magazin konflikt lobt Clemens das neurechte politische Vorfeld und sieht dieses als Garant für eine gesellschaftliche Wende. Am 6. Oktober 2020 reiste Clemens zum Vortragsabend der JA-Berlin und der AfD-Marzahn-Hellersdorf, wo zu Ehren von 125 Jahren Ernst Jünger die neurechten Ideologen Götz Kubitschek und Erik Lehnert referierten. Dort saß er bezeichnenderweise mit Jonas Dünzel, Vadim Derksen, Dennis Hohloch und Martin Kohler an einem Tisch. Diese innerparteilichen Netzwerke rund um den Flügel bestehen schon lange, werden aber immer weiter geknüpft und zementieren sich über eine demokratiefeindliche ideologische Gesinnung. Berührungsängste zur extremen Rechten scheint es für Clemens ganz offensichtlich nicht zu geben. So traf er sich in Düsseldorf mit dem Politiker Bart Claes des nationalistischen, rassistischen Vlaams Belang und die Bücher von Jörg Haider sind für ihn „Inspiration“.

Ruhrgebiet: Seilschaften in die AfD, ein Identitärer und sein Dortmunder Helferich

Der gebürtige Dortmunder und Vorsitzender der JA Arnsberg Nils Sören Hartwig ist mit tatkräftiger Unterstützung des Dortmunder AfD-Stadtrats Matthias Helferich eine zentrale Figur, wenn es um die Implementierung identitärer Kader in die AfD bzw. JA geht. Nachdem er quasi als Präzedenzfall trotz Bekanntwerdens und allgemein bekannter Unvereinbarkeitsbeschlüsse als mehrjähriger IB-Kader und extrem rechter Burschenschafter in die AfD aufgenommen wurde, wurde dies zwar medial und durch die SPD im Landtag aufgegriffen, er konnte sich jedoch halten. Als enger Vertrauter und neurechter Bruder im Geiste des Dortmunder AfD-Stadtrates Matthias Helferich versucht er seitdem, mit Helferichs Wissen alte Weggefährten aus IB-Zeiten in die AfD einzuschleusen. Helferichs Sympathien für die Neue Rechte und die Identitäre Bewegung wurden bereits im ersten Teil der Recherche skizziert. Seine politischen Vorbilder wie Heinrich von Treitschke, Jörg Haider, Viktor Orban, Otto von Bismarck und Ernst Jünger sowie seine Affinität zu IB nahen Strukturen und Personen sprechen dabei für sich. Für die JA NRW kandidiert Helferich als „Kandidat für die idealistische Jugend“ auf der Landesliste der AfD NRW zur Bundestagswahl 2021. Der AfD-Nachwuchs NRW hatte ihn Mitte Dezember zu ihrem „Spitzenkandidaten“ gewählt. Sein veröffentlichtes Bewerbungsschreiben hat es in sich. Dort kündigt Helferich ganz unzweideutig an, mittels der „Parlamentsknete“ eine „kleine Kampfgemeinschaft“ formen zu wollen, die den „Diskursraum“ erweitern und den „vorpolitischen Raum“ stärken solle. Weiterhin möchte er mit dem Steuergeld „Veranstaltungen mit unseren Vordenkern“ organisieren, womit er auf die neurechten Ideolog*innen um das Institut für Staatspolitik anspielt. Mit der „Metapolitik“ übernimmt er zudem die zentrale Strategie der Identitären Bewegung, nach deren Paradigma er den „vorpolitischen, den kulturellen, den literarischen Vorraum stärken und ausbauen“ möchte. Schließlich fordert er die offene Zusammenarbeit mit der Identitären Bewegung: „Politik in den Plenarsälen und Metapolitik engagierter Aktivisten sollten meiner Auffassung nach […] in einem organischen Verhältnis stehen.“.

IB Bochum vor einer Aktion: Schakolat, Stein, Kollies, Hans

Nils Hartwig trat als Aktivist und Sprecher der Identitären Bewegung bundesweit in Erscheinung. Im Oktober 2016 verteilte er bei einer IB-Aktion mit David Mühlenbein in der Paderborner Innenstadt Pfefferspray. Im Dezember 2016 reiste er mit den NRW-Identitären Martin Küsterarend, Alexander Lehmann und David Mühlenbein nach Berlin, um dort an einer bundesweiten IB-Aktion vor der CDU-Bundeszentrale teilzunehmen. Am 28. Dezember 2016 beteiligte er sich u.a. mit Alexander Lehmann, Martin Küsterarend, David Mühlenbein und Florian Schürfeld an der IB-Banneraktion am Kölner Hauptbahnhof. Im März 2017 gibt Hartwig als Sprecher der IB in NRW dem Westfalen-Blatt ein Interview, in dem er die üblichen neurechten Floskeln verbreitet: „Wir sind nicht rechts und nicht links, wir sind identitär.“ Mittlerweile lässt die JA Atemschutzmasken mit der eindeutigen Positionierung „rechts“ drucken und präsentiert sich mit diesen geschlossen auf Parteitreffen. Allerdings deutete sich seine persönliche Karriere in der AfD bereits an: „Wir verstehen uns als Patrioten, und Patrioten werden derzeit in den Parlamenten nur von der AfD vertreten.“ Zugleich bestätigte er damit, wie arbeitsteilig die extreme Rechte als außerparlamentarische „Bewegung“ und als Partei vorgeht. In Folge mied Hartwig zunehmend öffentliche Auftritte mit der IB, denn dies könnte seiner angestrebten Parteikarriere Probleme bereiten. 2019 wird er dann in der JA Unna aktiv, stieg schließlich zum Vorsitzenden der JA Arnsberg auf und wurde von der AfD-Fraktion im Landtag angestellt. Im April 2021 kündigt Hartwig an, in den Bundesvoristz der Jungen Alternativen als Kandidat aus NRW einziehen zu wollen. Zudem gibt er im Interview mit dem neurechtzen konflikt-Magazin zu, dass er den AfD-Nachwuchs aktionistischer ausrichten und sich dabei an der IB orientieren möchte.

Helferich und Hartwig

Im Oktober 2019 forderte der SPD-Chef im nordrhein-westfälischen Landtag, Thomas Kutschaty, ein Verbot der Identitären Bewegung und empfand es auf Nils Hartwig bezogen als „unerträglich, dass Verfassungsfeinde im Landtag herumlaufen.“ Dass der Demokratiefeind Nils Hartwig dabei in einer Kommission „Zur Stärkung der Demokratie“ sitzt, sei „nur noch zynisch“, so Kutschaty. Der AfD-nahe Blog AkabusNews ließ wissen, dass der AfD-Politiker, MdB und AfD-Verfassungsschutzspezialist Dr. Roland Hartwig der Onkel von Nils Hartwig sein soll. Mit Matthias Helferich bildet Nils Hartwig ein neurechtes Gespann, welches auch weiteren Identitären den Weg in die Partei ebnen möchte.

Jonas Grundhoff in Aktion

Belegt ist, dass bei zwei Straßenaktionen der JA, einem JA-Hallenfußballturnier, einer Einladung der AfD in das Dortmunder Rathaus sowie dem JA-Landeskongress 2020 altbekannte Identitäre aus dem Ruhrgebiet gezielt eingeladen wurden, um sie an die Partei heranzuführen.
In den Morgenstunden des 13. Juni organisierte die JA-Arnsberg eine Aktion vor dem Parteigebäude der MLPD in Gelsenkirchen. Einige Tage darauf entstand ein Video, welches in Form und Ästhetik den Aktionsvideos der IB ähnelt. Zu sehen sind rund 12 maskierte Männer, die sich in der Nähe der von der MLPD aufgestellten Lenin-Statue mit einem Banner aufstellen und Kunstblut verspritzen. Unter ihnen sind Nils Hartwig und federführend der Bochumer Identitäre Jonas Grundhoff sowie der gewaltaffine Identitäre Noah von Stein. Helferich feierte die Inszenierung seiner Schützlinge auf Instagram als „sehr gute Aktion“.

Die JA mit Noah von Stein und Jonas Grundhoff in Gelsenkirchen

Scharfen und Stein vor der Halle

Für den 25. Juni 2020 verschickte Nils Hartwig für die „JA-NRW Fußballmeisterschaft“ persönliche Einladungen. Nur über ihn konnte man vorab den geheim gehaltenen Ort der Soccerhalle erfragen. Dies hatte den Hintergrund, dass zu diesem Zeitpunkt Lockdownbestimmungen vorsahen und Indoor Soccer-Hallen generell geschlossen waren. Eigens für die JA öffnete an diesem Tag jedoch die „Lennearena“ ihre Pforten. Es erschienen neben JAlern aus NRW und Niedersachsen auch Identitäre in Person von Noah von Stein, Christian Scharfen und Alexander Lehmann. Interessanterweise spielte Christian Scharfen dort mir einem T-Shirt der rechten Gruppierung „Ultras Herne“. Diese hatte die IB im Ruhrgebiet 2019 unterwandert und offenbar Westfalia Herne nach erfolglosem Straßenaktivismus zu ihrem neuen Aktions- und Erlebnisort auserkoren. Eine Recherche Bochumer Antifaschist*innen belegt, dass sich neben Christian Scharfen dort auch die Identitären Alexander Lehmann, der erst 19-jährige Kerem Kollies, Noah von Stein und ihr Vorsänger Tim Laser organisierten.

Vriesen, (unb.), Scharfen, Stein

Zwischen ihnen und den Nazihooligans der älteren Semester der Division Herne bestand auch aufgrund weltanschaulicher Ähnlichkeiten, freundschaftliche Kontakt, der sich auch darin äußerte, dass sich die Identitären Noah von Stein, Kerem Kollies, Tim Laser und Bastian Hans den zeitweise wöchentlich stattfindenden Aufmärschen der rechten Schläger in Herne anschlossen. Kurze Zeit nach Veröffentlichung dieser Antifa-Recherche löste sich die Gruppierung Ultras Herne auf, die rechten Aufmärsche wurden ebenfalls eingestellt.

Dünzel, Scharfen, Lehmann bei der Siegerehrung

Grundhoff beim AfD-Wahlkampf

Am 15. August 2020 sieht man den Bochumer Identitären Jonas Grundhoff bei einer AfD-Wahlkampfveranstaltung in Köln mit einem Schild „Sichere Heimat“. Einen Tag später, am 16. August 2020 beim Wahlkampfauftakt der NRW-AfD in Ennepetal posierte Alexander Lehmann dann mit einem Anti-Antifa-Shirt der IB-Marke Phalanx Europa vor dem Gebäude. Am 9. Oktober 2020 luden die Dortmunder AfD-Politiker Matthias Helferich und Heiner Garbe die JA zu ihrem Oktoberstammtisch in das zu diesem Zeitpunkt verwaiste Dortmunder Rathaus zu einem „Rathausrundgang“ ein. Dazu verschickte Nils Hartwig die internen Einladungen. Kurz nach 18 Uhr fanden sich rund 16 junge Männer für dem Dortmunder Rathaus ein, darunter erneut die Identitären Lehmann, Grundhoff und Kollies. Diesen Demokratiefeinden verschafften Helferich und Garbe somit Zutritt zum Dortmunder Rathaus.

 

Kollies begrüßt von Helferich, davor Grundhoff, rechts Hartwig

Grundhoff, Kollies, Lehmann, Scharfen, Hartwig

Am Landeskongress der Jungen Alternativen NRW in Herten am 11. Oktober 2020 nahmen die Identitären Christian Scharfen, Alexander Lehmann, Jonas Grundhoff und Kerem Kollies teil, die in trauter IB-Runde vor dem Eingang mit Nils Hartwig plauderten. Weiterhin nahmen die neurechten AfDler Elia Sievers, Matthias Helferich und Zacharias Schalley teil. Ende Januar trafen sich junge Rechte im Industriepark Phoenix-West in Dortmund-Hörde, um dort auf einem alten Brückenpfeiler eine Videoinszenierung im IB-Stil mit Deutschlandfahne, Banner und Rauchtöpfe durchzuführen. Neben dem JAler Jonas Vriesen waren auch daran die Identitären Noah von Stein, Jonas Grundhoff und Alexander Lehmann (Filmer) beteiligt. Die Identitäre Bewegung im Ruhrgebiet gab sich 2018 mit Defend Ruhrpott aus taktischen Gründen ein neues Label.

Schakolat, Stein, Lehmann in Schnellroda (Bild: Moritz Siman)

Tatsächlich agierten jedoch dieselben Personen weiter. Darunter auch Falk Schakolat, Jonas Grundhoff, Noah von Stein, Christian Scharfen und Alexander Lehmann. Diese und weitere Identitäre aus dem Ruhrgebiet besuchten am 6. März 2020 das AfD-Flügeltreffen bei Götz Kubitschek in Schnellroda.

Schakolat, Leiter der IB in Bochum, suchte bei der AfD bereits am 2. November 2018 bei Höckes Rede im Berufskolleg in Bottrop Anschluss. Zu diesem Zeitpunkt war Alexander Lehmann ein bundesweit aktiver Kader und nahm an zahlreichen Aktionen der IB teil. Zum gescheiterten IB-Aufmarsch in Berlin am 17. Juni 2017 fuhren Lehmann, Mühlenbein, Küsterarend und weitere Identitäre aus NRW und Hessen zusammen mit einem schwarzen Van. Ein Bild zeigt die Rechten mit einer Lambda-Fahne.

Zudem besuchte Lehmann gemeinsam mit dem Wiesbadener AfDler und IB-Sympathisanten Patrick Pana die Corona-Demo in Berlin am 29. August 2020. In diesem Jahr hängte er weiterhin Plakate für den als gerichtsfest als Nazi zu bezeichnenden AfD-Lokalpolitiker Dubravko Mandic, der sich aufgrund seiner offen rassistischen und sexistischen Aussagen großer Beliebtheit bei der IB erfreut. Zuletzt reiset er gemeinsam mit Jonas Vriesen zum Brandenburger AfD-Landesparteitag nach Frankfurt/Oder. Lehmann weist, wie viele Kader der IB, eine lange Karriere in der extremen Rechten auf. Er bewegte sich bis 2016 im Dunstkreis der neonazistischen Parteien NPD und Die Rechte. Er besuchte die NPD-Demo am 1. Mai 2016 in Bochum und die neonazistische Großdemonstration „Tag der deutschen Zukunft“ am 4. Juni 2016 in Dortmund. Zu Alexander Lehmann finden sich weitere Infos bei den Kolleg*innen von AfD-Watch Bochum und in unserem Tweet.

Fest in den AfD-Alltag integriert: Hartwig, Helferich, Bernd Hempfling und Lehmann vor dem Ausweichgebäude des Dortmunder Rathauses am 13.11.20

Rheinland: Ein AfD-Landtagsabgeordneter, neurechte Mediennetzwerke und die Identitäre Bewegung

Ein weiteres neurechtes Netzwerk besteht um den Landtagsabgeordneten Roger Beckamp im Raum Köln/Leverkusen. Nachdem 2020 bereits seine engen Kontakte zu den Identitären Tim Beuter und Christian Schäler im Zuge der Affäre um das neurechte Medienprojekt Fritzfeed aufgedeckt wurden, zeigte die darauffolgende bemerkenswerte und umfangreiche Recherche von Kölner Antifaschist*innen, dass die Identitären Eduard „Eddi“ Schneider (Hückeswagen) und Dennis Buggle (Leverkusen) ebenfalls für die AfD arbeiten. Zudem liegen Informationen vor, dass Beckamp sich auch mit der Identitären Paula Winterfeldt getroffen haben soll sowie dass er in der Vergangenheit Identitäre aus Köln und Bergisch Gladbach als Plakatiertrupp engagiert hat. In der neurechten Zeitschrift Sezession wird Roger Beckamp von Götz Kubitschek als „Frische Kräfte“ gelobt.

Kubitschek empfiehlt Beckamp

Das extrem rechte Netzwerk des Leverkusener AfD-Jungpolitikers Yannik Noé um das Arcadi-Magazin haben wir bereits hier skizziert. Zentrale Figuren sind dabei Zacharias Schalley und Maximiliann Schmitz. Die Verbindungen zu extrem rechten Burschenschaften in Köln (Germania) und Düsseldorf (Rhenania-Salingia) – die beide dem völkisch-nationalistischen Dachverband Deutsche Burschenschaft (DB) angehören – spielen für die Entstehung dieser Strukturen eine wichtige Rolle. Felix Cassel, Korporierter der rechten Bonner Burschenschaft Frankonia, gehört ebenfalls zu diesem Personenkreis. Im September 2020 produziert das Y-Kollektiv eine Dokumentation zum Thema „Gewalt & Bedrohung gegen AfD-Politiker“. Protagonist ist dabei u.a. der wegen Körperverletzung und Unfallflucht angeklagte Felix Cassel, der bei seinem Besuch einer AfD-Kundgebung in Euskirchen begleitet wird. Zusammen mit Irmhild Boßdorf betritt er den Kundgebungsort. Die Boßdorfs vertreten als völkische Familie extrem rechte Positionen und pflegen Kontakte zu rassistischen und faschistischen Organisationen in Europa, wie dem belgischen Vlaams Belang oder der italienischen CasaPound.

Felix Cassel (l.), Reinhild Boßdorf (hinten r.), Irmhild Boßdorf (vorne r.)

Irmhild Boßdorf ist wissenschaftliche Mitarbeiterin und Leiterin des Wahlkreisbüros des AfD-Bundestagsabgeordneten und NRW-Landesvorsitzenden Rüdiger Lucassen. Zudem arbeitete sie im Haus der Geschichte in Bonn, wo sie nach Bekanntwerden ihrer extrem rechten Aktivitäten entlassen wurde. Ihre Tochter Reinhild Boßdorf ist langjährige Aktivistin der Identitären Bewegung, die bundesweit an zahlreichen Aktionen und Treffen der IB teilnahm. Mittlerweile versucht sie sich mit einem eigenen YouTube-Kanal als Influencerin und ist nach Correctiv-Recherchen eine zentrale Person für das Netzwerk aus Identitären, Neuer Rechter und AfD. Ihr Partner ist der Leiter der Identitären Bewegung Salzburg (Kontrakultur Salzburg) Edwin „Hintsteiner“ Scherer. Zudem ist sie noch immer die zentrale Figur der rassistischen Frauengruppierung Lukreta, die als Nachfolgeorganisation der IB-Frauengruppierung 120Db gilt. Durch ihren familiären Hintergrund war Reinhild Boßdorf lange Zeit eine zentrale Figur der IB in NRW und stellte mit dem familieneigenen Bauernhof in der Käsebergstr 32 in Bonn einen zentralen Ort für Zusammenkünfte der IB und nun für Lukreta. Im Sommer 2019 organisierte Reinhild Boßdorf einen internen Vortrag des rechten Szeneanwalts Jochen Lober, der zum Thema „Beschränkt souverän: „Alliierte Einflussnahme auf die Gründung der Bundesrepublik Deutschland sowie das Grundgesetz“ referierte. Lober vertrat 2015 den NSU-Unterstützer Ralf Wohlleben. Unter den Gästen des Vortrages waren unter anderem Irmhild Boßdorf, Felix Cassel, Edwin Scherer sowie weitere Identitäre und Burschenschafter. In der obengenannten Dokumentation erscheint Reinhild Boßdorf überraschenderweise bei der AfD-Kundgebung und singt dort mitten unter den AfD-Mitgliedern deutsche Volkslieder. Schließlich stellte die AfD die Identitäre in ihrem Heimatort Königswinter gar als Kandidatin bei der Kommunalwahl 2019 auf. Zuletzt tauchte auf den Wahllisten der AfD auch Reinhilds jüngerer Bruder Friedrich Boßdorf auf. Nach dem Tod ihres Vaters und rechten Netzwerkers Peter Boßdorf versucht die Familie derzeit offenbar in der AfD unterzukommen.

Zu Boßdorfs Nachfolgeorganisation der IB-Frauengruppe, die nun Lukreta heißt, gehört auch die selbständige Pflegerin und AfD-Jungpolitikerin Manuela Pluta aus Wuppertal. Sie wurde kürzlich von ihren Wuppertaler ParteikollegInnen in den Kreisvorstand gewählt. Auf Instagram versieht sie ihre eigenen Bilder schonmal mit dem Hashtag #aryan, also arisch, freute sich über schwarz-weiß-rote Fahnen und den Reichstagssturm im August 2020 und nahm in Warschau im Klub Strzeleki Cover bereits an einer Schießübung teil. Laut ihrem Instagram-Profil absolvierte sie im Dezember 2019 sogar ein Praktikum bei der AfD in Berlin, in dessen Rahmen sie auch im Reichstag unterwegs war und dort mit dem AfD-Bundestagsabgeordneten Steffen Kotré zu später Stunde im verlassenen Gebäude Videos aufnahm. Weiterhin erhielt sie eine persönliche Einladung des AfD-KV Northeim, der auch nach offizieller Auflösung des Flügels ein Flügeltreffen am 22. August 2020 mit bundesweiter Prominenz, u.a. Björn Höcke, Christian Blex, Jens Maier, Armin-Paul Hampel und Stefan Brandner, abhielt. Zuletzt war Pluta beim AfD-Parteitag in Kalkar als Empfangsdame aktiv. Auf diesem umkämpften Parteitag sprach Meuthen mit Blick auf die neurechten Strukturen in der Partei von „pubertierende Schuljungen“, die „außerparlamentarische Opposition bleiben wollen“. Damit waren neben Personen wie Dubravko Mandic oder Hansjörg Müller wohl auch die Jugendorganisation gemeint. Marcus Pretzell kommentierte den Parteitag auf Twitter mit den Worten „Der Strasser-Flügel setzt sich durch.“ Pluta präsentierte über ihr Instagram-Profil während ihrer Arbeit in einem Wuppertaler Klinikum immer wieder Fotos von leeren Fluren und ruhigen Nachtschichten, die sie dazu nutzte, um die Corona-Pandemie gegenüber ihren Follower*innen unglaubwürdig erscheinen zu lassen. Mittlerweile hat das Klinikum Konsequenzen gezogen.

Schlaglicht: Reinhild Boßdorf

Kreon Schweickhardt und Reinhild Boßdorf

Mit Reinhild Boßdorf aus Königswinter-Ittenbach bei Bonn hat sich die AfD die zentrale weibliche Figur der IB NRW in die Partei geholt. Für einen Eklat hat dieser Fakt bislang nicht gesorgt. In der bereits erwähnten Reportage des Y-Kollektivs wurde sie nicht einmal als Identitäre identifiziert.
Dabei war Reinhild Boßdorf eine Person, die man als „große Nummer“ in der Identitären Bewegung bezeichnen könnte. Sie meldete Aufmärsche an, wie im November 2018 in Bonn unter dem Motto „Stoppt den Migrationspakt“, hielt Reden und Vorträge, leitete und begründete Aktionsgruppen innerhalb der IB (Lukreta, 120Db) und bedient sich professionell der sozialen Medien, um ihre extrem rechten Inhalte zu verbreiten.
Die Ideologie wurde Reinhild Boßdorf, wie auch ihrer Schwester Gertrud die offenbar ebenfalls in IB aktiv war, bereits durch das völkische Elternhaus mitgegeben. Vater Peter Boßdorf ist ein rechter Multifunktionär und verfügt über beste Kontakte in die Szene. Er engagierte sich bei der NPD und den Republikanern, dem Gesamtdeutschen Studentenverband, dem Witikobund und war Mitglied im Thule Seminar. Des Weiteren schrieb er für die Junge Freiheit und hielt bereits im Jahr 2004 Vorträge bei der Winterakademie in Kubitscheks Institut für Staatspolitik (IfS). Peter Boßdorf zeigte dabei bereits in den 1990er Jahren, dass er das Prinzip der Metapolitik verinnerlicht hatte, lange Zeit bevor die Identitäre Bewegung überhaupt gegründet wurde. Denn Boßdorf trug seine rechte Weltanschauung in die Musikszene und versuchte darüber Anhänger*innen zu akquirieren und den Diskurs zu bestimmen. Zu diesem Zwecke war er zum einen bei der Jungen Freiheit mit dem Musikbereich betraut, zum anderen war er jahrelang Mitarbeiter bei der Musikzeitschrift Zillo, dem größten deutschsprachigen Medium der Gothic und New Wave Szene. Seine Reichweite nutzte er, um positiv über rechte Bands zu berichten und junge Leute für rassistische Thesen zu begeistern. Boßdorfs Aussage, seinen Einfluss in der Musikszene nicht für seine politische Arbeit zu gebrauchen, scheint dabei wenig glaubwürdig.

Boßdorf bei der IB-Zone in Duisburg 2018

Paul Peters, Reinhild & Gertrud Boßdorf

Eine enge Freundschaft verbindet die Familie Boßdorf zum Den Haager Paul Peters, dem Gründer der Identitären Bewegung in den Niederlanden. Zusammen mit den Schwestern Reinhild und Gertrud Boßdorf reiste Peters 2017 zum Unabhängigkeitsmarsch in Warschau, wo sich jährliche Tausende Nationalist*innen, Neonazis und Hooligans aus ganz Polen versammeln. Mit einem IB-Kapuzenpullover besuchte er im Frühjahr 2019 das Nazi-Gedenken an lettische SS-Männer in Riga.
Ab dem Jahre 2004 war Peter Boßdorf stellvertretender Chefredakteur bei Soldat&Technik sowie weiteren Militärzeitschriften und baute diese teilweise mit auf. Seine Nähe zum Militärkomplex ist vor dem beschriebenen Hintergrund sehr pikant. Im März 2020 verstarb Peter Boßdorf.
Auch Reinhilds Mutter, Irmhild Boßdorf, ist vielseitig in der rechten Szene aktiv und vernetzt. Sie ist Beisitzerin im Kreisvorstand der AfD Rhein-Sieg-Kreis und leitet das Wahlkreisbüro des AfD-Bundestagsabgeordneten und NRW-Landessprecher Rüdiger Lucassen in Königswinter. Des Weiteren ist sie Sprecherin der AfD in Königswinter und kandidierte dort bei den Kommunalwahlen 2020. Ebenso betätigt sie sich als Autorin und ist Übersetzerin für niederländisch bei Kubitscheks Antaios Verlag. Sie schrieb mit Thierry Baudet das Buch „Oikophobie“, was angeblich die Furcht vor dem Eigenen bedeutet und auf politische Gegner*innen zielt. Allerdings scheint dies nur eine weitere neurechte Wortschöpfung zu sein, denn nur Wikipedia teilt die Auffassung zu dieser Übersetzung. Im Duden ist das Wort nicht zu finden. Durch Wortneuschöpfungen wie „Remigration“ oder hier „Oikophobie“ will die Neue Rechte zum einen die politische Sprache dominieren und formen, zum anderen werden hier Begrifflichkeiten, die klar dem Nazi-Vokabular entstammen („Remigration“ = „Ausländer raus“, „Oikophobie“ = „Volksfeindlichkeit“), in ein hippes, wohlklingendes Gewand gekleidet. Auch Irmhild Boßdorf scheint bereits mit faschistischen Idealen aufgewachsen zu sein. Ihr Vater und Reinhilds Großvater, Günther Deschner, war Chefredakteur der NPD-nahen Zeitschrift Zuerst und schrieb Bücher, unter anderem eine Biografie über SS Obergruppenführer Reinhard Heydrich.
Auch der Bekanntenkreis von Reinhild Boßdorf bewegt sich in der rechten und völkischen Szene. So pflegt sie Kontakte zur völkischen Familie Scharfenberg aus Hamm und ihre gute Freundin Freya Honold versucht sich seit einigen Monaten ebenfalls als rechte Influencerin auf Instagram und YouTube und ist in der IB Dresden aktiv.

Edwin Hintsteiner, Reinhild Boßdorf, Martin Sellner, Brittany Pettibone/Sellner auf dem Wiender Akademikerball 2019

Des Weiteren ist Honold seit 2016 Mitglied in der Akademischen Damenverbindung Regina Maria-Josepha zu Dresden (ADV Dresden).
Boßdorfs Partner, Edwin Hintsteiner/Scherer, ist seit Ende 2018 Leiter der Identitären Bewegung Salzburg und Mitbegründer der Identitären Bewegung Österreich. Hintsteiner weist ebenfalls eine lange extrem rechte Vergangenheit mit antisemitischen Aussagen auf. Zusammen mit ihm besuchte sie Anfang 2019 den FPÖ Akademikerball.
Weiter zeigte sich Reinhild Boßdorf, die 2017 Abitur machte und Soziale Arbeit in Siegen studiert, immer wieder auf Aktionen und Demonstrationen der Identitären Bewegung. Sie hielt eine Rede beim IB-Aufmarsch in Bonn gegen den Migrationspakt (2018) und war dort auch Anmelderin der Kundgebung. Des Weiteren nahm sie mit dem damaligen Identitären und JAler Alexander Lehmann an der versuchten Blockade des Justizministeriums (Bild 4) am 19. Mai 2017 in Berlin teil. Auf Boßdorfs Einladung fand im Sommer 2018 ein Grillabend am Rhein mit weiteren Kadern der IB und dem damaligen Stadtratskandidaten der AfD Hoyerswerda, Toni Schneider, statt. Auchr ist sie Mitbegründerin und NRW-Leiterin der 120Db Kampagne der Identitären Bewegung, die sich nach ihrer durch die männliche IB-Führungsriege erzwungene Auflösung in Lukreta umbenannte und nun unabhängig von der IB Aktionen durchführt. Beide Gruppen sind als rechte Antwort auf die #metoo Bewegung zu verstehen. Mit ihrem Aktivismus wird Gewalt gegen Frauen anprangert, aber eben in rassistischer Manier,da nur Gewalttaten migrantischer Männer skandalisiert werden und Gewalt gegen Frauen grundsätzlich mit Einwanderung begründet wie verknüpft wird. Reinhild Boßdorf hat stellt mit dem Bauernhof in der Käsebergstr 32 in Bonn einen zentralen Ort für Zusammenkünfte der IB und nun auch für Lukreta zur Verfügung gestellt. Lukreta entstand 2019 als Frauen in der Identitären Bewegung auf Druck führender männlicher IB-Kader aus der IB „gegangen wurden“ und nach ihrem Versuch mit 120Db etwas Eigenes aufbauen wollten.
Ihre rassistischen Umtriebe scheinen Boßdorf in ihrer Herkunftsgegend nicht geschadet zu haben. Sie hatte noch im Jahr 2016 die Möglichkeit beim 19. Jugendkunstpreis des Bundesverbandes Bildende Künstlerinnen und Künstler Bonn Rhein-Sieg e.V. im Arp Museum Bahnhof Rolandseck Pappplastiken auszustellen.
Seit 2019 engagiert sich Boßdorf nun auch in der AfD. Im Juli 2019 trat sie als AfD Vertreterin bei einer Sitzung des „Jugend Landtags“ im Düsseldorfer Landtag auf. Bereits im September 2020 kandidierte die Anfang 20-Jährige gemeinsam mit ihrer Mutter Irmhild bei der Kommunalwahl in Nordrhein-Westfalen in Königswinter für die AfD auf Bezirksebene, erlangte jedoch kein Mandat. Zuletzt schrieb sie einen Artikel in der Zeitschrift der JA NRW Distel und half beim Straßenwahlkampf in Rheinland-Pfalz.

Reinhild Boßdorf für die AfD im Wahlbezirk Bellinghausen

Ihre Mitgliedschaft in der AfD hielt Boßdorf allerdings trotz Unvereinbarkeitsbeschluss der Partei nicht davon ab, weiter mit hochrangigen IBler*innen in Kontakt zu bleiben. So wurde sie im Sommer 2020 von Martin Sellner, Chef der IB Österreich, interviewt.
Reinhild Boßdorfs Kernthema ist ähnlich wie das von Marie-Therese Kaiser, ein „rechter Feminismus“. So referierte sie im August 2020 in der Hachenburger Fassfabrik auf Einladung von Justin-Cedrik Salka zum Thema „Moderner Feminismus“. In einem Artikel auf der Homepage von Marie-Therese Kaiser „Über Weiblichkeit und Postmoderne“ schreibt Boßdorf über „Feminine Tugenden wie Sanftmut, Einfühlsamkeit oder Hilfsbereitschaft und auch das Muttersein“. Dies seien „Eigenschaften, die heutzutage viel zu oft abhanden gekommen sind.“. Frauen sollten ihr biologisches Geschlecht auch durch Kleidung nach außen zeigen. Boßdorf ist gegen einen „modernen Feminismus“ denn damit laufe es „nur darauf hinaus, dass Frauen immer weiter vermännlichen und Männer immer weiter verweiblichen“ Ihre Ansichten haben dabei offensichtlich nicht viel mit Feminismus gemein, sondern bedienen die sexistischen Rollenklischees einer Hausfrau und Mutter, sowie Heteronormativität und eine rückschrittliche binäre Geschlechtervorstellung und somit Werte die Rechte und extrem Rechte seit jeher propagieren. Automatisch folgt die Unterordnung der Frau unter dem Mann. Ihre Vorstellungen eines „rechten Feminismus“ verbreitet Reinhild Boßdorf über verschiedenste Kanäle online sowie offline. Heute betreibt Boßdorf den YouTube-Kanal „Rein weiblich“ und leitet die Initiative Lukreta. Die Themen bei „Rein weiblich“ sind laut Boßdorf „moderner Feminismus, importierte sexuelle Gewalt und Weiblichkeit“. Sie veröffentlichte mehrere Beiträge über die die Ereignisse der Silvesternacht 2015 in Köln, wie sie die Rechte seit Jahren mit der Behauptung (sexuelle) Gewalt gegen Frauen wäre nur ein Problem der Einwanderungspolitik nutzen.
Die generelle grundlegende völkische und autoritäre Ausrichtung des Kanals zeigen die Kooperationen und Themen deutlich auf. So streamte Boßdorf am 29. August 2020 von der Demonstration in Berlin, bei der versucht wurde in den Reichstag zu gelangen, drehte ein Video zusammen mit dem österreichischen Identitären Roman Möseneder zum Thema „Jugend, Gender und Sexualität“ und veröffentliche Texte im rechten Szenemagazin „Krautzone“. Ebenfalls beteiligte sie sich an der Hetze gegen die IB Aussteigerin Lisa Licentia. Licentia war, nachdem sie der IB den Rücken zugewandt hatte, massiver und extrem sexistischer Hetze durch ihre ehemaligen Kameraden ausgesetzt. Doch anstatt dieses Verhalten der männlichen Kameraden anzuprangern und sich mit Licentia, mit der sie für die 120db Kampagne eng zusammengearbeitet hatte, zu solidarisieren, schlägt Boßdorf in ihrem Artikel in die gleiche Kerbe. Lisa Licentia habe das Abendland verraten und ihr laut Boßdorf promiskuitives Sexualverhalten wird zum Thema gemacht. Das öffentliche Denunzieren einer Frau, die sexuell belästigt wird, und das gleichzeitige Decken und Unterstützen der Täter entlarvt den angeblichen „Feminismus“ den Reinhild Boßdorf und die Neue Rechte propagieren.
Bei der Initiative „Lukreta“, die Reinhild Boßdorf im Juli 2019 gründete, sind die Themen ähnlich wie bei „rein weiblich“. Hier will sie zusammen unter anderem mit der AfDlerin Manuela Pluta und der JAlerin Mary Khan „für Frauenrechte und gegen die Verdrängung der Frau aus dem öffentlichen Raum“ eintreten und gegen die „zunehmende Bedrohung von Frauen im öffentlichen Raum“ aufgrund von „unkontrollierter Masseneinwanderung“ kämpfen.

Pluta und Boßdorf bei einer Aktion von Lukreta

Die Gruppe vertritt Thesen der ProLife Bewegung und ist somit gegen Abtreibungen und das Recht auf körperliche Selbstbestimmung von Schwangeren. Zudem werden Femizide und Vergewaltigungen bei denen es sich aus rechter Sicht um „Nicht-Deutsche“ Täter handelt als „Einzelfälle“ geframt. Wobei „Einzelfall“ in diesem Kontext selbstverständlich ironisch gemeint ist und ein rassistisches Ressentiment, dass Gewalt gegen Frauen „importiert“ sei, propagiert wird. An den Orten, wo diese Gewalttaten verübt worden, inszenieren die rechten Frauen von Lukreta Foto- oder Banneraktionen, die dann über die Social Media Kanäle geteilt werden. Lukreta kooperiert ebenfalls mit dem rechten Magazin „Krautzone“ in Form von Rabatt- und Aufkleberaktionen.

Ostwestfalen: Extrem rechte Netzwerke im Stammland der Identitären Bewegung

Ostwestfalen hat seit jeher eine zwar überschaubare aber recht agile rechte Szene und verfügt über einige Pilgerorte für die extreme Rechte. So fand die Vereinsgründung des Identitären Bewegung e.V. am 25. Mai 2014 in Paderborn statt. Die Vereinsgründung erfolgte damals maßgeblich durch das dort wohnhafte ehemalige HDJ-Mitglied Nils Altmieks. Dieser schied am 20. April 2020 aus dem Vorstand aus. Seitdem führen die beiden ebenfalls in neonazistischen Kreisen politisch sozialisierten Kader Daniel Fiß und Philip Thaler die IB. Der Vereinssitz der IB wurde im Januar 2020 in die Almestraße 10 in Oberntudorf-Salzkotten bei Paderborn verlegt. Dort wohnt der langjährige AfDler und Identitäre Martin Küsterarend. Umfassende, fundierte Recherchen zu den Strukturen und Personen die im Folgenden genannt werden, findet man bei den Kolleg*innen des Recherche Kollektivs Ostwestfalen.
Im Dezember 2013 – vier Monate vor der Gründung des IB-Vereins 2014 – gründete sich der Paderborner Kreisverband der Jungen Alternative unter der Leitung des AfD-Parteivorstandes Matthias Tegethoff, Sohn von Karl-Heinz Tegethoff, ebenfalls AfD-Flügler. Tegethoff gilt als radikaler Flügel-Anhänger und ist zudem Vorsitzender des extrem rechten Vereins Alternativer Kulturkongress Deutschland e.V., der bereits mehrfach Veranstaltungen und Zusammenkünfte unter dem Titel Hermannstreffen durchführte, das derzeit letzte Treffen unter diesem Namen fand 2019 statt. Sie stellen das etwas kleinere, westdeutsche Pendant zu den Kyffhäusertreffen des Flügels dar. 2016 wurde laut Bericht des Lotta-Magazins für eine Veranstaltung des „Alternativen Kulturkongresses“ mit Martin Sellner im Raum Bielefeld geworben. Offenbar kam es aber zu keinem Sellner-Auftritt. Zentral für extrem rechte Strukturen um Bielefeld ist zudem die Burschenschaft Normannia-Nibelungen, der Nils Hartwig und Florian Schürfeld angehören. 2016 waren dort mit IB-Chefideologe Martin Sellner und dem Compact-Magazin Herausgeber Jürgen Elsässer zwei bekannte neurechte Akteure zu Gast. Zum Herrmanntreffen 2019 wurde der gerichtsfest als Nazi zu bezeichnende Sexist Dubravko Mandic geladen, der dort große Zustimmung für seine lobenden Wort gegenüber der Identitären Bewegung erntete. Bei der Gründung der JA-Paderborn durch Tegethoff waren bereits die Identitären David Mühlenbein und Martin Küsterarend in der Funktion als Beisitzer anwesend. David Mühlenbein war nur einige Monate zuvor noch beim Neonaziaufmarsch am 1. Mai 2013 in Dortmund anwesend. Zudem gründete er die Nazigruppierung Formation W, wie antifaschistische Recherchen aus Bielefeld zeigen.

Küsterarend und Mühlenbein suchen Auseinandersetzung mit Gegenprotest

Am 13. Mai 2016 stürmten Küsterarend und Mühlenbein (im IB-Kapuzenpullover) mit weiteren Rechten bei einer AfD Kundgebung in Paderborn in Richtung des Gegenprotestes. Im Oktober 2016 verteilte er mit dem Arnsberger JA-Vorsitzenden Nils Hartwig bei einer IB-Aktion in der Paderborner Innenstadt Pfefferspray an Passant*innen. Am 19. Mai 2017 reisten die NRW-Identitären Küsterarend, Mühlenbein, Lehmann und Reinhild Boßdorf zu einer Großaktion der IB nach Berlin, wo sie mit 54 weiteren bundesweit angereisten Identitären vergeblich versuchten das Bundesjustizministerium zu stürmen. Mühlenbein mied ab 2018 öffentliche IB-Aktionen, besuchte jedoch am 24. November 2018 eine eigentlich geheimgehaltene Vortragsveranstaltung mit Alain de Benoist (Bild 38) im Haus der extrem rechten Burschenschaft Germania Marburg unter dem Titel Junges Europa, die von dem Kleinstverlag Jungeuropa organisiert wurde. Inhaber des Verlages ist Philip Stein, inaktiver Bursche der Germania, Sprecher des völkisch-nationalen Burschenschaftendachverbandes Deutsche Burschenschaft und Leiter der extrem rechten NGO EinProzent. Während Mühlenbein sich ab 2018 langsam aus der Öffentlichkeit zurückzog, tritt Küsterarend nach wie vor öffentlich als Identitärer in Erscheinung. So organisierte er im Februar 2020 eine IB-Aktion in Bielefeld, bei der er zusammen mit Florian Schürfeld mittels Banner und Flyern Passant*innen dazu aufrief, die Rundfunkgebühren zu boykottieren. Im Sommer inszenierte Küsterarend mit sechs weiteren jungen Identitären an einem Tag IB-Infostände in Herford, Lage, Paderborn und Gütersloh.

Küsterarend beim Reichtagssturm. Bild: Antifainfo Bielefeld

Am 29. August 2020 reiste er wie viele andere Identitäre aus Deutschland und Österreich nach Berlin zur großen Demonstration von Coronaleugner*innen, Reichsbürger*innen und weiteren Rechten, wo er sich zunächst einer Gruppe von Neonazis anschloss und sich schließlich unter den Reichstagsstürmer*innen befand. Ende November 2020 gab es einen Reaktivierungsversuch der mittlerweile inaktiven Bielefelder Ortsgruppe der Identitären Bewegung. Ende 2020 wurde ein islamfeindliches Banner der Identitären Bewegung am Bielefelder Bahnhof angebracht, was damit in NRW neben Düsseldorf der einzige Ort im Rahmen dieser Aktion war. Dabei wurde eine Person festgenommen. Gute Kontakte zur regionalen AfD bestehen weiterhin und konnten beispielsweise durch die Rechercheplattform Paderborn anhand eines Chats zwischen Küsterarend und dem Paderborner AfD-Jungpolitiker Marvin Weber dokumentiert werden. Schließlich spielen auch die weiteren AfD-Jungpolitiker aus Ostwestfalen auf der neurechten Klaviatur und haben keinerlei Berührungsängste mit der Identitären Bewegung.
Der Bielefelder Bürgermeister-Kandidat der AfD, Florian Sander schreibt für sämtliche neurechte Medien und Magazine und betreibt einen eigenen Blog mit dem vielsagenden Titel konservative-revolution. Mehr.
Maximilian Kneller,Beisitzer im Vorstand JA NRW und Mitarbeiter der AfD im Landtag von NRW, nahm am 27. Mai 2020 an der vom Arcadi-Magazin organisierten YouTube-Liveschaltung mit Yannick Noé und dem österreichischen, gewaltaffinen Identitären Roman Möseneder teil. Er zeigte auf Facebook mit dem Hashtag #deusvult seine Sympathien für einen Kreuzzug, „um das heilige Land zurückzuerobern“. Seinem Antifeminismus verlieh er im September 2015 besonders deutlich Ausdruck, als er einer Gegendemonstrantin eine Vergewaltigung androhte, wofür er schließlich verurteilt wurde. Mehr.

Jonas Vriesen, Vorsitzender der JA Bielefeld, sucht ideologisch und auch ganz konkret und offen die Nähe zur Neuen Rechten, indem er wiederholt zu Vorträgen und Akademien nach Schnellroda fuhr. Den Stammtisch der JA-Bielefeld, bei dem auch der bereits erwähnte Identitäre Alexander Lehmann aus Witten anwesend war, bezeichnete er als „Beitrag zum Aufbau eines widerständigen Milieus“. Kontakte bestehen weiterhin zu Reinhild Boßdorf. Auf Instagram bezeichnete er sich selbst als „rechter Organisator“. Mehr

Vriesen und Weber

Elia Sievers, AfD-Ratsherr in Höxter, reiht sich ebenfalls in diese Riege neurechter Flügel-Freunde in Ostwestfalen ein. Sievers besuchte wie Pluta und Tegethoff das als „Sommerfest“ getarnte Flügel-Treffen des KV-Northeim am 22. August 2020, wo er sich mit Björn Höcke ablichten ließ. Am 3. Oktober 2020 besuchte er mit den NRW-Flüglern Röckemann und Blex das „Familienfest“ der AfD Thüringen zum 30. Jahrestag der Deutschen Einheit in Vacha, wo er sich mit dem Scharfmacher und Bundestagsabgeordnete Stephan Brandner und AfD-Landeschef Björn Höcke ablichten ließ.
Exkurs Münsterland: Das Münsteraner Nachrichtenportal Die Widertäufer berichteten wiederholt über Kontakte des Münsteraner AfD-Bezirksvertreter Alexander Leschik zu extrem rechten Burschenschaftern und Identitären. Leschik arbeitete für den Bochumer AfD-MdL Christian Loose im Landtag und zählt Reinhild Boßdorf, Florian Schürfeld, Yannick Noé und weitere anonyme Identitäre zu seinen Facebookfreund*innen.

Vriesen mit dem verurteilten Volksverhetzer und Holocaust-Relativierer Akif Pirincci am 08.03.20 in Detmold.

Zusammenfassung und Fazit

Deutlich wird in der Gesamtschau, dass die AfD und ihr Nachwuchs nicht nur eng mit der Identitären Bewegung zusammenarbeiten und Netzwerke spinnen, sondern dass bereits zahlreiche neurechte und identitäre Akteur*innen in AfD-Strukturen übernommen wurden bzw. für diese arbeiten. Mit Nils Hartwig, Alexander Lehmann, Christian Scharfen, Kerem Kollies, Jonas Grundhoff, Noah von Stein, Falk Schakolat, Tim Beuter, Christian Schäler, Dennis Buggle, Eduard Schneider, Reinhild Boßdorf, David Mühlenbein und Martin Küsterarend sind in NRW bereits 14 bekannte Identitäre in AfD-Kreisen aktiv. Parallel und teilweise in Personalunion nehmen damit auch extrem rechte Burschenschaften immer stärker Einfluss. Mit Felix Cassel (Frankonia in Bonn), Zacharias Schalley (Rhenania Salingia, Düsseldorf) und Nils Hartwig (Normannia-Nibelungen, Bielefeld) sind mittlerweile drei Burschenschafter im Vorstand der JA NRW.
Hinzu kommen Personen in der AfD, die sich ideologisch offen auf die Neue Rechte beziehen und Wege für Identitäre in die NRW-AfD ermöglichen. Beispielhaft seien hier benannt: Yannick Noé, Matthias Helferich, Tim Csehan, Roger Beckamp, Carlo Clemens, Zacharias Schalley, Florian Sander, Maximilian Kneller, Matthias Tegethoff, Irmhild Boßdorf, Felix Cassel. Im neugewählten Landesvorstand der JA-NRW haben mit Kneller, Schalley, Clemens, Hartwig, Csehan und Cassel die neurechten Netzwerker bereits die Fäden in der Hand. Ähnliche Seilschaften bestehen auch in anderen Landesverbänden, wie bereits im ersten Teil der Recherche aufgezeigt wurde. Dass diese Kräfte nun aber auch intensiv und mit Erfolg in einem westdeutschen und noch dazu im mitgliedsstärksten AfD-Landesverband an einer Verschiebung der zunächst innerparteilichen personellen Machtverhältnisse arbeiten, sollte hellhörig machen.

Abschließende Einschätzung

Die Netzwerke und das arbeitsteilige Vorgehen zwischen AfD und Neuer Rechter wurden in Teil 1 der Recherche veröffentlicht. Einen Einblick in diese Zusammenarbeit lieferten auch die Solidaritätsbekundungen seitens der AfD mit dem neurechten Netzwerk EinProzent, das im Dezember 2020 von YouTube wegen Hatespeech gelöscht wurde. Unter denjenigen AfD-Gliederungen, die ihre Solidarität bekundeten waren die AfD Fraktionen von Bayern, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern, der AfD-Landesverband Sachsen, die Junge Alternative Sachsen-Anhalt sowie die AfD-Politiker*innen Peter Felser, Frank Pasemann, Sebastian Münzenmaier, Martin Reichardt, Joana Cotar, Christoph Berndt, Dennis Hohloch, Björn Höcke, Andreas Kalbitz, Christoph Maier und Thorsten Weiß. Dass die IB in ihrer Phase der Transformation bereits zahlreiche Kader in AfD-Kreisen unterbringen konnte, ist ein bundesweiter Trend. Im Folgenden eine unvollständige Auflistung derartiger bekanntgewordener Fälle:
Für die AfD Fraktion Sachsen-Anhalt arbeiten die beiden Identitären Jan Scharf und Sven Wüstefeld. Für die AfD Sachsen sind die beiden Identitären Paul Neumann und Toni Schneider in Bautzen und Hoyerswerda als Stadträte aktiv. Der Identitäre Daniel Fiß aus Rostock war beim AfD Bundestagsabgeordneten Siegbert Droese der AfD-Mecklenburg Vorpommern angestellt. Die Identitäre Hildburg Meyer-Sande arbeitete für die AfD Hamburg. Die AfD Brandenburg beschäftigte im Büro von Andreas Kalbitz den Identitären Paul Meyer. In Niedersachen arbeitete der Identitäre Lars Steinke für die AfD-Landtagsfraktion. Der Identitäre Jannik Brämer war Vizechef der JA-Berlin. Wie das Rechercheportal Jena SHK belegte, war der Identitäre Martin Schieck bei der Thüringer AfD angestellt. Nicht erwähnt sind die zahlreichen AfD-Politiker*innen und Mitarbeiter*innen, die Sympathien und Verbindungen zur IB pflegen.

Erst Identiräre im Ruhrgebiet,, dann in Halle, nun in der AfD angekommen: Sven Wüstefeld und Jan Scharf (Bild: idas.noblogs.org)

Der vollständigkeitshalber möchten wir allerdings auch die einzige öffentliche Gegenstimme eines JA-Landesverbandes dokumentieren, die aus Schleswig-Holstein kommt.
Noch nach den Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz im März 2021 gibt AfD-Bundessprecher Jörg Meuthen auf Nachfrage in der Bundespressekonferenz wider besseres Wissen zu Protokoll: „Wenn wir irgendwo in unserer Partei extremistische Bezüge erkannt haben, dann haben wir uns von diesen Leuten getrennt.“

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Quellen und Verweise:

Türchen Nr. 19: Edwin Hintsteiner

https://www.spiegel.de/politik/deutschland/fritzfeed-rechte-buzzfeed-kopie-versteckt-enge-afd-und-identitaeren-bezuege-a-fb4cd035-f568-4736-8e87-9ded466e3c87

https://mbr-owl.de/material/Brosch%C3%BCre%20Hingeschaut_web.pdf

https://rkowl.blackblogs.org/

https://correctiv.org/top-stories/2020/10/06/kein-filter-fuer-rechts-instagram-rechtsextremismus-frauen-der-rechten-szene/

https://koeln.noblogs.org/

Arcadi – die Struktur hinter dem Rechtsrap