Der Bochumer AfD-Landtagsabgeordneter Christian Loose hat sich in letzten 3 Monaten im Rahmen von Debatten im Landtag einige zweifelhafte Aussagen geleistet, die im Folgenden aufgeschlüsselt und analysiert werden.
Am 8. Februar 2020 sagt Loose im NRW-Landtag, dass der Anstieg von CO2 in der Luft für das Wachstum von Nahrungsmitteln gut sei und es daher mehr zu Essen gäbe. Damit leugnet er negative Folgen des bereits stattfindenden Klimawandels. Christian Loose vertritt hier ein typisches Argument der AfD, die in ihrem Parteiprogramm verkündet, dass durch CO2 Pflanzen besser wachsen würden. CO2, also Kohlenstoffdioxid, ist jedoch kein Düngemittel. Ebenso wenig fördert es die Photosynthese. Bäume haben beispielsweise gar keine Möglichkeit, mehr CO2 abzubauen und zu speichern, als sie es regulär tun. Sie leiten das übrige CO2 aus ihren Blättern durch die Wurzeln in den Boden. Von dort gelangt es wieder in die Atmosphäre. In Regenwäldern wachsen zwar Lianen schneller, verdrängen dadurch aber Bäume. Diese können dann insgesamt noch weniger CO2 speichern mit wiederum negativen Auswirkungen auf die Atmosphäre.
Von den Pflanzen, die zu Nahrungsmitteln verarbeitet werden, können nur manche mehr Kohlenstoffdioxid in der Luft verarbeiten. Tun sie das, werden sie jedoch weniger nahrhaft, enthalten zum Beispiel weniger Eiweiß.
Abgesehen davon rufen Dürreperioden, Starkregen oder Insektenplagen enorme Ernteeinbußen hervor. Diese Naturkatastrophen sind Ausdruck des Klimawandels.
Es stimmt, dass es über die Jahrzehnte einen Anstieg im Bereich der Produktion von Nahrungsmitteln gab. Dies liegt jedoch offenkundig an der zunehmenden Maschinisierung, an Forschung und einer allgemeinen Zunahme der Effektivität von Landwirtschaft – vor allem auf Kosten der Natur. Klar ist hingegen, dass mehr CO2 eben kein ausschlaggebender Grund dafür ist. All dies behauptet Herr Loose jedoch, trotz besseren Wissens.
https://www.klimafakten.de/behauptungen/behauptung-co2-ist-ein-pflanzenduenger-und-kein-schadstoff
Anschließend erklärt Loose prophetisch, dass wärmere Klimaperioden ein “Segen für den Wohlstand und die Menschen” wären. Diese ungeheuerliche Aussage lässt die Dürreperioden der letzten Jahre auf der ganzen Welt unbeachtet. Sie verhöhnt zudem die Millionen von Klimaflüchtlingen die aktuell auf der Suche nach einer neuen Heimat sind, wo sie von ihrer Landwirtschaft leben können. Loose lässt zudem bewusst außer Acht, dass sich das Klima in viel zu rasanter Weise erwärmt. Die menschliche Infrastruktur, die Ökosysteme bzw. die Pflanzen- und Tierwelt können mit den schnellen Veränderungen nicht mithalten. Sie sind vielmehr von den brutalen Veränderungen bedroht. Ganze Ökosysteme brechen zusammen oder verschieben sich – Tier- und Pflazenarten sterben aus. In der Geschichte der Erde kam es wiederholt zu Wärme- und Kälterperioden, die jedoch im Gegensatz zu heute nicht durch menschliche Einflüsse bedingt waren.
“Es gibt Erkenntnisse darüber, dass es in der Erdgeschichte offenbar mehrfach zu einem Massenaussterben von Arten gekommen ist. Das größte Ereignis dieser Art fand vor etwa 250 Millionen Jahren statt. (…) Das Klima erwärmte sich außerordentlich stark. Durch das Zusammenspiel von giftigen Gasen, Klimaerwärmung und enormer Versauerung der Meere starb in der Folge etwa 90 % des Lebens auf der Erde aus.”
Dieses Mal sind etwa zwei Drittel der globalen Erwärmung auf menschlichen Einfluss zurückzuführen. „Dieser Teil der Klimaerwärmung wurde nicht durch natürliche Prozesse, sondern die Lebensweise der Menschen hervorgerufen und ist demzufolge auch durch unser Handeln in der Zukunft beeinflussbar.”
Auch auf seiner Facebook Seite verbreitet Christian Loose viel Widersprüchliches sowie AfD-typischen Nationalismus. Am 18.10.2019 teilte Loose eine umstrittene Petition, die er auch selbst unterzeichnet hat. Die Petition richtet sich gegen die Amadeu-Antonio-Stiftung und fordert, deren Finanzierung durch öffentliche Gelder zu stoppen. Neben Loose finden sich dort zahlreiche prominente Akteure der extreme Rechten, die diese Petition unterstützen, darunter: PI-NEWS, Philosophia-Perennis, Science Files, Vera Lengsfeld, André Poggenburg. Auch für die extrem rechte Identitäre Bewegung gilt die Amadeu-Antonio-Stiftung als Hauptfeind, da sie fundierte Aufklärungsarbeit gegen die autoritäre, rassistische, frauen*feindliche und nationalistische Agenda der extremen Rechten leistet. Die Amadeu-Antonio-Stiftung zeichnet sich seit Jahren durch Bildungsarbeit und Publikationen gegen Rassismus, Nationalismus und Antisemitismus aus. Sie ist in dem Bereich eine der zentralen Kompetenzzentren in Deutschland. Dass Loose kurz zuvor ein Bild gegen Judenhass gepostet hat, verdeutlicht den Widerspruch. Zum Verhältnis der AfD zu Antisemitismus haben wir bereits hier etwas geschrieben.
Klar ist, dass Loose damit auf strategischen Stimmenfang geht und keinerlei Motivation hat, antisemitische Tendenzen zu bekämpfen. Die unten stehenden Urlaubsgrüße entlarven Loose als einen rechtsradikalen Nationalisten. Er solidarisiert sich mit der Politik in Ländern, die als Paradebeispiele für den Rechtsruck in Europa gelten und bedient dabei das Narrativ der Identitären Bewegung vom „Europa der Vaterländer“.
“Unser Deutschland ist schön. Es lohnt sich natürlich auch andere europäische Länder zu besuchen, Länder wie Österreich, Italien und Ungarn, wo die Regierungen weitgehend erkannt haben, dass Europa nur mit sicheren Außengrenzen und einer intelligenten Zuwanderungspolitik seine kulturellen Werte und seine Schönheit bewahren kann: in der Vielfalt starker Vaterländer.
Grüße von der Nordsee“